Waste goes digital – eine IFAT-Nachlese

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Fast fühlte man sich an die digitale Aufbruchstimmung der “New Economy” zur Jahrtausendwende erinnert. Denn die Digitalisierung war DAS Thema der IFAT 2018. Fast 20 Jahren nach den ersten Abfallportalen starten nun große Entsorger “unabhängige” Entsorgungsplattformen, die den Markt digital dominieren sollen.

Mit gehörigem Marketing-Budget hat Remondis seine Entsorgungsplattform “Redooo” auf der IFAT 2018 gestartet. Jeder Fachbesucher wurde im Eingang Ost per überdimensionalem Werbevideo begrüßt und animiert, sein Entsorgungsunternehmen auf Redooo als Entsorgungspartner zu registrieren.

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Neue Entsorgungsplattform Redooo von Remondis

Laut Eigendarstellung will Redooo als Vermittler für Kunden und Partner das Entsorgungsmanagement übernehmen. Per Webservice oder für gewerbliche Kunden und Entsorger zusätzlich auch per App (noch anscheinend in der Entwicklung) sollen alle Prozesse digital laufen. Redooo bietet Lösungen für die klassischen Container-Abfälle wie Bauschutt und Baumischabfälle an, wobei das Containersortiment noch recht dürftig ausfällt. Es ist jedoch zu vermuten, daß das Entsorgungsangebot sukzessive erweitert wird um weitere Abfälle und Behältertypen – in Richtung Handel und Gewerbe.

Redooo positioniert sich als neutrale Plattform, der Name “Remondis” taucht nicht auf. Allenfalls der Satz “Unsere Herkunft sichert Qualität, Know-how und Professionalität.” deutet auf einen Entsorger als Plattformbetreiber hin. Verständlich ist das allenfalls für Brancheninsider.

Die Vergabe eines Auftrages erfolgt offenbar dynamisch. Entsorgungspartner werden über eine neue Kundenbestellung informiert und bekommen von Redooo einen verbindlichen Preis angeboten. Derjenige, der akzeptiert, soll den Auftrag erhalten.

Ob Remondis mit Redooo auf die “Wastebox” von Saubermacher reagiert? Es drängt sich der Verdacht auf, zumal die “Wastebox” nach Österreich nun auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gestartet werden soll, mit Veolia als strategischem Partner. Erklärtes Ziel der Partner ist es, die Plattform mittels Franchisesystem und Partnerkonzept zum führenden Entsorgungsunternehmen für Baustellenabfälle zu entwickeln. Durch das Partnermodell sollen  die teilnehmenden Entsorgungsbetriebe von einem größeren Auftragsvolumen und einer höheren Auslastung profitieren.

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Will das Baustellengeschäft in Deutschland erobern: Wastebox.biz

Auch bei der Wastebox-Plattform ist davon auszugehen, das der Baustellenbereich nur der Anfang ist. So sprechen die Plattformbetreiber selber davon, dass die Plattform “vorerst nur im Baubereich genutzt wird”. Spannend ist die Kooperation zwischen dem französischen Groß-Konzern und dem selbstbewussten österreichischem Familienunternehmen allemal.

Noch nicht auf der IFAT vorgestellt, aber bereits Messethema war die neue Entsorgungsplattform der ZENTEK. Empto soll sie heißen, der Start ist für das 3. Quartal 2018 angekündigt.

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Will gleich die Gewerbe-Entsorgung revolutionieren: Empto von Zentek

Über den Marktplatz sollen Gewerbebetriebe Anfragen stellen können und anschließend direkt online beauftragen können. Angeschlossene Entsorgungspartner erhalten dann alle Daten auf digitalem Wege. So zumindest die Eigen-Präsentation in dem schon existierenden Werbe- Video:

Kannibalisieren digitale Plattformen das klassische Geschäftsmodell der Entsorger?

In seinem Vortrag auf der Veranstaltung “Platform Economy – Chancen und Herausforderungen für KMU am Beispiel der Entsorgungswirtschaft in NRW” am 12.04.2018 in Köln stellte der Geschäftsbereichsleiter Zentek digital Stephan Schück die Frage – und beantwortet sie final gleich selber: Ja!

Nun mag das seine persönliche Meinung sein. Doch kann er nicht ganz alleine sein damit! Wenn nun Unternehmen wie Remondis, Veolia oder Zentek in digitale Plattformen investieren, sehen sie darin die Zukunft. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen – aber übermorgen!

Und die Entsorger? Die werden zu “Containerknechten” der Plattformen (der hier vorgestellten oder anderer, nicht vorgestellten). Diese Gefahr ist von jedem Entsorger Ernst zu nehmen. Die Lösung: Sie müssen ihren Kunden eigene digitale Lösungen wie einen Online-Shop oder ein Kundenportal anbieten und sich digital mit anderen Entsorgern vernetzen.

Wie das geht? Lassen Sie uns drüber sprechen – ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!

Georg_1200pxGeorg Mechsner, Geschäftsführer NETWASTE GmbH
georg.mechsner@netwaste.de | 040 69 63 51 51 10

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Blog-Beitrag vom 01.09.2017: Gefahr: Wie Entsorger zum digitalen “Container-Knecht” werden – und wie sie das verhindern

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